In der Theaterpädagogik arbeitet man meist mit jüngeren Menschen im Kontext von Bildung, Erziehung und Persönlichkeitsbildung. Ziel ist es, pädagogische Werte wie Gruppenzusammenhalt oder Kreativität spielerisch zu vermitteln und Theater als Kulturgut näherzubringen. Es können therapeutische Nebeneffekte auftreten, diese werden aber nicht gezielt angestrebt.
Die Theatertherapie bzw. Dramatherapie verfolgt dagegen in der Regel keine erzieherische oder kulturelle Ziele. Es gibt kein "richtig" oder "falsch", kein "gut" oder "schlecht", keine Bewertung, keine Techniken, die gelehrt werden. Es geht allein um den persönlichen, therapeutischen Prozess. Die Aspekte von Theater wie Bühne, Rolle, Körper, Bewegung, Requisiten, Musik usw. werden dabei als Mittel für diesen Therapieprozess genutzt. Es stehen persönliche Themen im Vordergrund, die verarbeitet werden, und um innere Verletzungen, die geheilt werden möchten. Insofern bezieht sich Dramatherapie nicht vordergründig auf die Arbeit mit Kindern und Jugendliche, sondern auf alle Menschen.
Klienten
Erwachsene,
Jugendliche,
Kinder,
Menschen mit Behinderung,
alte Menschen
Kinder,
Jugendliche,
Menschen mit Behinderung
Probleme
persönliche Lebenskrisen,
Niedergeschlagenheit,
starke Stimmungsschwankungen,
innere Zerrissenheit,
Ängste, Zwänge, Süchte,
schwierige familiäre Verhältnisse,
Unsicherheit und Aggression
Psychische Symptome und Störungen wie
- leichte depressive Episode
- posttraumatische Belastungsstörung
- Persönlichkeitsstörung, z.B. Borderline
Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern,
vielfältiger kultureller Hintergrund,
Lernschwierigkeiten,
soziale Schwierigkeiten in der Gruppe,
geringe Selbstständigkeit,
fehlende Ausdrucksfähigkeit
schwierige familiäre Verhältnisse,
Unsicherheit und Aggression
Thema
echte Emotionen,
persönliche Themen,
tief,
vielleicht auch schmerzhaft,
sehr individuell
gespielte Emotionen,
gesellschaftliche / soziale Themen,
vielleicht mit persönlichem Bezug,
interessant aber distanziert / allgemein,
oft gemeinsames Gruppenthema
Institutionen
Heilpraktiker-Praxis,
Psychotherapeutische Tagesklinik,
Psychiatrie und Psychosomatik,
Sozialpädagogisch-therapeutische Einrichtung,
Schulsozialarbeit
Schulunterricht,
Ganztagsschule und AG,
Sozialpädagogische Einrichtung,
Jugendhaus,
Integratives Wohnheim
Anleiter/innen
Heilpraktiker/innen für Psychotherapie,
Theater- und Dramatherapeut/innen,
Psychotherapeut/innen
Theaterlehrer/innen,
Theaterpädagog/innen
Anleiter-Aufgaben
einen sicheren Raum schaffen,
Möglichkeiten anbieten,
den therapeutischen Prozess begleiten,
nicht bewerten
Theater unterrichten,
Techniken vermitteln,
als "gut" oder "richtig" bewerten,
auf eine Aufführung hinarbeiten
Ziele
Gesundung als Prozess,
individuelle therapeutische Ziele,
Besserung der Symptome,
Wiedererlangen der eigenen Handlungsfähigkeit
Aufführung als Endprodukt und Gruppenziel,
Spielfreude und Erfolgserlebnis,
Kreativität und Ausdrucksfähigkeit,
Gruppenzusammenhalt
Methoden
Gruppentherapie und Einzelsettings,
therapeutisches Gespräch,
systemische Ansätze,
psychodynamische Ansätze,
Imaginationsübungen und Körperwahrnehmung,
Kreativtherapeutische Methoden wie:
- "Heldenreise" als 6-Bilder-Geschichte
- biografisches Rollenspiel
- Arbeit mit Märchen und Symbol
- therapeutisches Spiel mit Handpuppen
- Inszenierung mit Requisiten
- künstlerische Installation im Raum
Körperübungen,
Übungen zu Mimik und Gestik,
Stimmübungen,
Interaktion,
Kreativtraining und Improvisation,
Stückentwicklung,
Rollenentwicklung,
Monologe und Dialoge,
Probe und Aufführung
Diese Liste ist relativ scharf geschnitten, um die Unterschiede zwischen Theatertherapie und Theaterpädagogik besonders deutlich zu machen. Tatsächlich überschneiden sich beide Bereiche aber oftmals und sind keineswegs 100%ig voneinander abzugrenzen, vor allem in der Sozialpädagogik.
Der wichtigste Punkt scheint mir vor allem, dass es in der Therapie nicht um die Vermittlung irgendwelcher Theater-Techniken geht oder darum, etwas "richtig" oder "gut" zu machen. Diese Bewertungskriterien gibt es in Therapie nicht. Vielmehr soll die Klientin einen geschützten Raum vorfinden, in dem sie mit ihren persönlichen Problemen ernstgenommen und wertungsfrei akzeptiert wird und sich dadurch öffnen kann. Eine Therapeutin ist eine Begleiterin. Sie präsentiert keine fertige Lösung, schafft im therapeutischen Prozess aber Angebote und Möglichkeiten, durch welche der Klient seiner Lösung selbst Stück für Stück näherkommen kann.